L O V E P A R A D E
[ 08. July 1995 ]
Bilder 01 - 10
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Loveparade_08Juli1995_Pic01

Loveparade 1995

Loveparade Stern

Einen persönlichen,optischen Eindruck von der Loveparade 1995 könnt Ihr Euch in der Video-Sektion machen.


Report by ? (inf2038@informatik.uni-kiel.d400.de)

Love Parade Erlebnisbericht

100 Punkte fuer den TRESOR am Freitag: In der Globus-Area im Erdgeschoss ging's mit Sonic (Paris) und Dimitry (New York) und good ol'Paul van Dyk recht housig zu, waehrend im Tresorkeller hintereinander Cristian Vogel (Brighton), Joey Beltram (New York) und Marcos Lopez eindrucksvoll ihren Tresor typischen Detroit-Stil definierten. Draussen sorgte Thomas Fehlmann himself mit Ambient fuer die richtige Stimmung, die einfach fantastisch war.

Schon mit Betreten des Grundstuecks tauchte man in eine andere Welt ein, wurde Teil einer kosmopolitischen Gesellschaft, wie sie fuer Ambient-Areas typisch ist, und wie man sie nirgendwo sonst auf der Welt in andersgeartetem Umfeld findet, schon gar nicht in einer Dichte wie im Tresor. Einer meditativen Umgebung voll inspirativer Ausstrahlung, in der Zeit und Raum keine Rolle spielen, einer der letzten Reservoire wahrhafter Essenz.

Kaum hatte man sich der Kontemplation vereinnahmt, da war er auch schon da, der Tag X. Schon am Vormittag war die gesamte Berliner Innenstadt in der Hand Hunderttausender von Ravern; Jubel, wohin man sah. Je naeher der Nachmittag rueckte, desto energetischer wurde die Stimmung.

Gegen halb 5 war es soweit, der erste Wagen erreichte den Wittenbergplatz, und eine halbe Million RaverInnen auf der Strasse, auf den Baeumen, auf den Autos, auf den Ampeln, auf den Laternen, auf den Daechern, liessen keinen Zweifel an der Authenzitaet dieser Love Parade. Von Wagen zu Wagen verschmolzen sie alle mehr und mehr zu einer einzigen Bewegung, einer riesigen Welle der Euphorie. Die 33 Wagen wurden traditionsgemaess von Dr.Motte angefuehrt, und sehenswert waren eigentlich alle.

Live auf eigenen Wagen spielten AWeX und Lenny Dee samt der Gabbercrew vom Bunker. Waehrend Tom an seinem 303-Nachbau kaempfte, hatten die Bunkerleute vor allem ihre Computer im Kreuzfeuer der Wasserpump- gewehre Hunderter, trocken zu halten. Alle 100m wurde an den Hydranten von den Move Teams Wasser verteilt und mit Schlaeuchen und Eimern (auch aus den Haeusern) die Menge geduscht, bei 32¡ im Schatten alles andere als unangenehm.

Zurueck zur Wagenkolonne: Sven Vaeth praesentierte sich auf dem Frankfurter Omen Wagen im Federkleid und hoerte auch gar nicht mehr auf zu tanzen, mit ihm an Bord Mark Spoon. Miss Djax hatte auf ihrem Wagen zusammen mit dem Superstition-Wagen die interessanteste Musik laufen, waehrend der Bonzai-Bus mit Franky Jones & Co. enttaeuschendermassen ganz auf Beschallung verzichtete.

Das beste Soundsystem hatte wohl der Low Spirit-Tross, von dem ich tueckischerweise kein einziges labeleigenes Stueck gehoert habe - Absicht oder Eingestaendnis?? Ein Wagen mit Samba-Musik war ebenso dabei wie einer fuer alle Jungle-isten sowie Tribal und der erwaehnte Gabberwagen, der meine Symphatie am meisten auf seiner Seite hatte, da die Jungs schwer am Rotieren waren, obwohl sie den kleinsten Wagen und stilistisch auch nicht die Innovation gepachtet hatten.

Meistgespielte Titel auf der Parade: Misjah & Tims Access, gefolgt von AWeX' It's our Future und Misjah & Grooveheads Trippin' Out. Daneben fiel die hohe House-Konzentration auf; allerdings haetten ruhig mehr warme Sachen gespielt werden koennen; Acid passte nicht 100% zu dem Wetter, aber gemerkt hat das dann wohl doch keiner.

Von in den anderen Lettern vermerkten Gewalttaetigkeiten habe ich uebrigens keine Spur gespuert, alles friedlich. Allerdings ist Berlin wohl jetzt zu klein fuer die Love Parade, wenn naechstes Jahr noch mehr kommen, wird's endgueltig toedlich. Aber die Partys drumherum entschaedigen trotzdem fuer alles, die Kiss Party war am Samstag gewaltig, leider nur viel zu viel Muell.

That's it, C U next year im Bunker.



Report by PATRICK GRUBAN (Patrick@sendlin.muc.de)

Schlaegereien und gute Parties

Wegen der Parade wuerde ich nicht noch einmal 16 Stunden an einem Wochenende von Muenchen nach Berlin uns wieder zurueck fahren. Die Parade ist einfach zu gross geworden bzw. der Ku' Damm ist zu klein fuer 200.000- 300.000 Leute. Im Gegensatz zum letzten Jahr war es fast unmoeglich vom Anfang der Parade am Wittenbergplatz zur Gedaechtnisskirche mitzulaufen.

Die Menschen hinter den Lastern wurden von den nachrueckenden Menschenmassen jeweils nach vorne und nach hinten gedrueckt und wer keine Platzangst hatte, konnte sich gluecklich nennen. Ich wurde dort mit voller Wucht gegen einen mitravenden Schlaegertypen gedrueckt, der mich anschrie, mir erst einmal die Brille vom Gesicht schlug und mir dann einen deftigen Kinnhacken verpasste - haette ich nciht sofort versucht wegzukommen so haette er bestimmt nochmal zugeschlagen. Leider war dieser Typ kein Einzelfall, ich hatte alle Haende voll zu tun, dass meine Freundin nicht auch noch Schlaege abbekam. Von anderen hoerte ich spaeter auch von einigen Schlaegereinen zwischen "Ravern" waerend der Parade - so viel zum Motto Peace on Earth... Der schnellste Weg raus aus der Parade dauerte dann auch 30 Minuten trotz Gehsteig und nur 100 Meter Entfernung.

Auf Besserung hoffend fuhr ich mit der U-Bahn zum Ende der Parade am Adenauerplatz. Dort dauerte es dann bis 19 Uhr bis zwei Wagen ankamen, der Rest kam vereinzelt ab etwa 20 Uhr. Dafuer waren nicht mehr so viele Leute dort und man konnte auch gut auf der Strasse mitraven. Positiv war, dass Camel-Mitarbeiter Leitungswasser aus Hydranten verteilten, leider waren diese Wasseroasen (nicht nur fuer Kamele) kaum zu sehen - zumindest im vorderen Teil. Noch am Sonntag um 8 Uhr sah der Platz um die Gedaechtnisskirche eher wie eine Muellhalde aus als ein Platz ueber den sonst Touristen latschen. Mit Baggern schaffte die Berliner Stadreinigung tausende von Getraenkedosen, Flyer, etc. weg.

Positiv ueberascht war ich von den Parties abends. Nachdem ich mich letztes Jahr leider in die Weissenseehalle quetschte (nie wieder!), ging ich dieses Jahr ohne Karten los. Ein kleiner Geheimtip war die wunderschoen gelegene Waldbuehne. Die Buehne vor der Waldkulisse (daher der Name...) war der Ideale Ort zum Ausspannen nach dem Gedaenge am Ku' Damm. Ab 20 Uhr sollte Mixmaster Morris auflegen (den ich leider verpasste), ab 21.30 fing der Charlie-Chaplin-Film Goldrausch an. Live vertonte The Orb den Stummfilm mit experimentellen, kreativen Sounds. Doppeltes Vergneugen also: Schwarzweiss Film auf riesiger Leinwand im Freien plus Live-Untermahlung von The Orb. 25 Mark Eintritt waren auch nicht zuviel. Leider hoerten The Orb 10 Minuten nach dem Film auf und die Veranstaltung war aus.

Weiter ging es fuer mich zum E-Werk. Dort verkauften Leute ihre Karten fuer weniger Geld, nachdem selbst Karteninhaber erst eingelassen wurde, nachdem jemand die Location verliess! Klar das einige sauer wurden. Kein Einlass auch im Tresor, also weiter zum naechsten "halb Geheimtip", dem Kiss 99 Boot an der Moltkebruecke. Nach einem Fussmarsch durch den Wald hinterm Reichstag (einige Raver: "das ist doch vermient oder", "da liegt ein totes Pferd - oder doch nur Erde?") kamen wir bei einer super Party ohne Eintritt an. An einer Seite der Spree stand das Boot mit DJ und Live- Uebertragung, daneben wurde geraved, auf der anderen Seite wurde gechillt und geschlafen und die von der Polizei fuer Autos gesperrte Bruecke war mit Haendlern und Ravern uebersaeht. Staendig sprangen Leute von dort ins Wasser und tanzten auf Betoninseln im Fluss. Zum Sonnenaufgang um 5.30 konnte man alle moeglichen Leute abtanzen sehen. Vom Langhaar-Punker ueber Raver mit Eltern und Alt-Hippies mit Meterbart bis zum 70 jaehrigen Opa huepften alle zu DJ Special rum. Dort war der Spirit der Parade auf jeden Fall.

Zum Chill-Out gings in den Zoo was auch sehr spassig war. Angeblich war die Party im Aufschwung Ost auch sehr gut und der Chill-Out mit Sven im Unity-Bath-Freibad soll auch trotz vielen Ravern sehr gut gewesen sein (nur 10 DM am Sonntag).

Fazit: Naechtest Jahr nicht mehr zum Wittenbergplatz und wieder nur zu Open-Air Veranstaltungen - wenn es die Parade wieder geben sollte...


Report by Matthias Opitz (opitz@tango.de)

This was LoveCity! And this was Trash-Parade!

Um Mitternacht war rund um die Gedaechtniskirche noch alles außer Kontrolle. Ueberall Raver, tierisch Muell und abgesperrte Strassen. Auf der Strasse des 17. Juni fand ein Spontan-Rave mit ca. 200 Leuten statt, daher Fahrbahnverengung auf 1 Spur - nicht schlecht! Zwischen Reichstag und Potsdamer Platz nachts um 1 alles voller "marodierender Jugendbanden" auf der Suche nach einer guten Party: ich wurde gefragt - echt hessische Mundart - wo denn "hier de Kuh fliescht"... :-D

Ansonsten ist das Muellproblem ein betraechtliches. Glas ist echt Scheisse, Dosen sind wohl kaum zu verhindern, kaum Flyer diesmal. Dazu kommt, dass die Leute auch mal muessen, aber natuerlich nicht in die Kneipen oder Hotels gelassen werden: Eckenpissen ist angesagt.

Einige Hinterhoefe in den Seitenstrassen stellen wohl noch laenger olfaktorische Reminiszenzen an Bahnhofsklos dar... Auch wird es auf dem Q-Damm doch etwas eng, wenn es denn so weitergeht. Warum nicht mal drüber nachdenken, die nächste Parade von der Goldelse zum Tor zu machen? Ist breiter, keine Anwohner und der Tiergarten ist eine phantastische Chill-Out-Loc.

Lets rave LOVEGATE next time!!!

m!


Report by Daniel Hinz (hinz@fmi.uni-passau.de)

Loveparade 1995

Wir waren am Samstag morgen schon um 7.00 Uhr aufgebrochen. Der Tag versprach heiss zu werden, perfektes Wetter. Um 10.30 Uhr waren wir in Berlin. Zimmer abgecheckt und ab auf den Kudamm, wo ich mit meiner putzigen Freundin einige Kumpels aus Hamburg, Wien, Berlin und Kassel treffen wollte.

Pustekuchen. Circa 300 Super Soaker hatten das Gebiet rings um den Wasserklopps in einen Sumpf verwandelt. Runterum schon einige zehntausend Raver. Hier jemanden finden? Unmoeglich. Waehrend der ganzen Parade habe ich dann auch kein einziges bekanntes Gesicht gesehen. Das waere ja nicht schlimm gewesen, wenn nicht ...

Wir suchten noch ein wenig in der Menge. Direkt vor mir beginnen zwei gutgekleidete Herren mittleren Alters sich gegenseitig ins Gesicht zu schlagen. Angefuert von den Rufen seiner Kumpels kotzt mir Holger der Punk direkt vor die Fuesse. Zwei Maedels sitzen lachend am Kudamm, da kommt ein Typ mit schwaebischem Akzent daher, nimmt einen tiefen Schluck aus seinem Camel-Love Parade-Plastik-Becher und spuckt es dem einen Maedchen mitten ins Gesicht. Wir geben es auf weiter zu suchen.

Auf dem Weg vom Wasserklops zum Wittenbergplatz versucht ein rundlicher Moechte-gern-Raver meiner Freundin ein schweres Fahrradschloss um den Hals zu haengen. Da das Schloss etwas klein geraten ist, geht das ganze nicht ohne Schmerzen ab. Als der Dicke merkt, dass das nicht klappen kann spritzt er mit seinen Fuessen eine Mischung aus Wasser, Bier und aufgeweichten Flyern (Pappmache fluessig) auf das Kleid meiner Freundin. Das waere alles halb so schlimm, waeren die roetlichen Exzeme auf dem nackten Oberkoerper des vor Schweiss triefenden Arschlochs nicht ziemlich unangenehm gewesen.

Am Wittennbergplatz angekommen lassen wir uns auf einem Rasenstueck nieder und geniessen die Sonne. Gleich faengt die Parade an. Entspannung breitet sich in mir aus. Da machen es sich hinter uns ein paar 15-jaehrige Hamburger Tunnel-Gabber-Kids auf dem Rasen nieder. Der kleine mit dem Schnurrbart und den Hasenzaehnen klinkt sich noch kurz zwei (!) E. Eine Vierteltunde spaeter ist sein Kopf hochrot und er faengt an zu keuchen. Seine Freunde achten nicht auf ihn. Sie sind viel zu beschaeftigt einen vorbeilaufenden Homosexuellen uebel zu beschimpfen.

Dann endlich der erste Wagen. Videokamaras surren, Fotoapparate klicken. Ich stuerze mich hinter den ersten Laster in der Hoffnung endlich etwas Spirit zu spueren. Nada. Die naechsten drei Stunden sind der absolute Horrortrip. Ich bekomme Platzangst weil ich mich in der Hitze nicht bewegen kann. Dann endlich, so gegen 20.00 Uhr wird es etwas leerer. Ich habe Platz zum tanzen und treffe ... lachende Maedchen. Mein Herz macht einen Luftsprung. Der Tag ist gerettet. Spaeter im Tresor wird die Party meines Lebens gefeiert. Aber auf die Loveparade gehe ich im naechsten Jahr garantiert nicht mehr. Ach wie schoen wars 92, 93 und 94.

Wagen
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Sven Väth
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nochmal Sven
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Tanzen auf der Ampel ...
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?
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Leute auf dem Frankfurt-Wagen
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Leute auf dem Frankfurt-Wagen
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Alex & RobX
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Alex
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Exotischer Tanzplatz


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